Trotz Digitalisierung: Bargeld bei alltäglichen Zahlungen weiterhin beliebt
Bargeld, Bezahl-App, Kredit- oder Debitkarte, das ist die Frage bei alltäglichen Zahlungen. Die Digitalisierung hinterlässt ihre Spuren in der Schweizer Zahlungsverkehrslandschaft, wie eine aktuelle Markterhebung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigt. Die Gewichte verschieben sich rasant vom Bargeld weg, hin zu Karten- und App-Zahlungen. Dennoch will eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer, dass Bargeldzahlungen auch künftig möglich sind. Wenn 2024 Instant Payments eingeführt werden, dürfte auch die QR-Rechnung zum beliebten Zahlungsmittel bei Alltagszahlungen werden.
Im Herbst 2022 befragte die SNB 2000 Personen nach ihrem Zahlverhalten in Läden, Festivals, Restaurants und beim Onlineshopping. Die Studie ergab, dass der Anteil an Barzahlungen in den letzten Jahren stark geschrumpft ist, von ca. 70% im Jahr 2017 über 43% 2020 bis auf 36% Ende 2022. Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass sich die Gewichte künftig noch weiter zu Bezahl-Apps hin, wie z. B. TWINT, verschieben werden. Ihr Anteil hat sich zwischen 2020 und 2022 von 5 auf 11% erhöht. 93% besitzen eine Debitkarte, 75% eine Kreditarte und 68% haben eine Bezahl-App auf ihrem Smartphone installiert. Dennoch wünscht sich eine klare Mehrheit der Bevölkerung, dass Bargeldzahlungen auch künftig möglich sind. 96% der Befragten gaben an, Bargeld für alltägliche Ausgaben bereit zu halten.
Die QR-Rechnung ist die klare Nr. 1 bei den regelmässig wiederkehrenden Zahlungen
Was die regelmässigen Zahlungen anbelangt, so ergab die Umfrage, dass 52% der Zahlungen per Onlinebanking geleistet werden, wobei Daueraufträge einen Anteil von 14% und die eBill von 10% ausmachen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Zahlungen gegen Rechnung ca. 76% der regelmässigen Zahlungen ausmachen. Wie hoch der Anteil der QR-Rechnung ist, beziehungsweise wie oft eine Rechnung ohne Zahlteil mit Swiss QR Code verschickt wurde, ist der Studie nicht zu entnehmen. Die QR-Rechnung dürfte den Löwenanteil an diesen Zahlungen ausmachen. Am Postschalter beträgt der Wert sogar satte 100%, da dort Zahlungen ausschliesslich auf Basis einer QR-Rechnung ausgeführt werden können.
In Anbetracht der Tatsache, dass 2024 Instant Payments eingeführt werden, ist davon auszugehen, dass die QR-Rechnung nicht nur im rechnungsbasierten Zahlungsverkehr seine Vormachtstellung behält, sondern auch bei alltäglichen Zahlungen Einzug halten wird. Ladenbesitzer und Restaurantbetreiber werden dann vermutlich einfach einen Swiss QR Code auf dem Tablet oder einem anderen Display an der Kasse generieren. Die Kunden scannen diesen mit dem Mobile Banking-App auf dem Smartphone und geben die Zahlung frei. Die Gutschrift erfolgt sofort auf dem Konto, was den Händlern die Gebühren erspart, die Kreditartenanbieter und Bezahl-Apps üblicherweise für sich abzweigen. Der Preisvorteil bei den Gebühren verschafft der QR-Rechnung den Vorteil, der ihren Durchbruch als schweizweit wichtigste Zahlmethode bringen könnte.
Bargeld unter Beschuss
Es ist kein Geheimnis: Bargeld bietet Privatsphäre und Diskretion. Diese Eigenschaften sind sinnvoll und nützlich, werden aber auf der anderen Seite von Menschen mit wenig moralischer Integrität missbraucht. Es gibt deshalb ein Interesse seitens der Behörden, alle Geldströme erfassen und aufzeichnen zu können. Daher gerät Bargeld als Zahlungsmittel zunehmend unter Beschuss. Diverse Akteure wollen es so bald als möglich durch eine digitale Währung ersetzen, die die SNB entwickeln soll. Ironie der Geschichte ist, dass die Kryptoszene, die für die vollständige Privatsphäre bei Geldtransaktionen einsteht, in Tat und Wahrheit der Wegbereiter für Kryptowährungen ist, die die totale Kontrolle ermöglichen. China arbeitet bereits seit mehreren Jahren an einer von der chinesischen Notenbank kontrollierten Kryptowährung. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, welche Konsequenzen die lückenlose Kontrolle aller Finanzströme in Kombination mit der ideologischen Kontrolle, die durch das chinesische Sozialkredit-System ausgeübt wird, haben wird. Grössere Freiheit wird es aber bestimmt nicht sein. Andere Länder werden folgen. Die Revolution frisst einmal mehr ihre eigenen Kinder.
China scheint von der Schweiz aus weit weg zu sein, doch auch hier wird das Bargeld angegriffen. Die Nationalbank forscht derzeit am Schweizer E-Franken. Parallel dazu stellt Christian Levrat, der Verwaltungsratspräsident der Post, den Bargeld-Grundversorgungsauftrag der Post in Frage, wie das Schweizer Fernsehen SRF kürzlich berichtete. Argumentiert wird natürlich nicht mit dem oben erwähnten, wahren Zweck, der im Ausbaus der Kontrolle liegt, sondern mit angenehmer tönenden Aspekten wie «Kostenminimierung», «Effizienzsteigerung» oder mit dem Totschlagargument schlechthin, das man immer dann verwendet, wenn einem die Argumente ausgehen: «Zeitgemäss».
Verschiedene Veranstaltungen akzeptieren kein Bargeld
Bereits heute gibt es zahlreiche Veranstaltungen, an denen Bargeldzahlungen nicht mehr möglich sind. Viele Street Food-Festivals akzeptieren nur TWINT-Zahlungen. Der Blick hat kürzlich eine Liste von Veranstaltungen publiziert, die kein Bargeld akzeptieren:
- Openair Frauenfeld
- Openair Royal Arena
- Züri Openair
- Gurtenfestival
- Montreux Jazz Festival
- Moon & Stars Festival
Komplett vor dem Aus steht das Bargeld in Schweden, Norwegen, Holland, Finnland und Südkorea. In diesen Ländern liegt der Anteil an Bargeldzahlungen schon heute unter 10%. Das stellt Menschen ohne Bankkarte oder Smartphone vor grosse Probleme. Die Erfahrungen aus diesen Ländern dürften dann auch für die Schweiz von Interesse sein.
Hohe Gebühren belasten Händler
Was für die Kunden angenehm, schnell und einfach ist, verursacht auf der anderen Seite hohe Kosten. Der Geschäftsleiter des «Verbands elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ)», Severin Pflüger moniert, dass die Gebühren der Akquirer (d.h. Kreditartenherausgeber und Bezahl-App-Betreiber), zu hoch sind. Händler und Gastronomen können sich aber kaum wehren, denn sie sind heute geradezu gezwungen, Kartenzahlungen anzubieten, da sie sonst Umsätze einbüssen. Dies wird vor allem von den Kreditkartenanbietern schamlos ausgenutzt. Angesichts dieser Tatsache ist das Bargeld nach wie vor die günstigste Zahlmethode für die Händler.
Abhilfe schaffen könnte die eQR-Rechnung, also die QR-Rechnung in elektronischer Form. Sie erlaubt problemlos die voll digitale Abwicklung von Zahlungen ohne Intermediär, der Gebühren abzweigt. Die eQR-Rechnung wird in Kombination mit Instant Payments für Händler, Gastronomen und Hotelliers die effizienteste und günstigte Zahlmethode werden. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren Apps auf dem Markt auftauchen werden, die genau dieses Angebot abdecken.